Das Steffi Graf Stadion, ein Tennisstadion für 7000 Zuschauer, das der großformatigen Arbeit Martin Liebschers ihren Titel gibt, liegt in Berlin Grunewald am Hundekehlesee. Es war Schauplatz von bedeutenden Turnieren, unter Beteiligung von vielen Weltstars von Martina Navratilova bis Serena Williams oder der Namensgeberin des Stadions.
In seinem „Familienbild“, wie der Künstler diese
seit den neunziger Jahren entstandene Serie von Mehrfachselbstporträts nennt, ist es allerdings der Künstler, der dort gegen sich selbst antritt. Und das gleich im Doppel
- die Selbstmultiplikation hat System, denn darüberhinaus ist Martin Liebscher auch als Schiedsrichter, Balljunge,
und in jeder erdenklichen anderen Rolle zu sehen, die man beim Tennis Match einnehmen könnte, inklusive der des Publikums, das die ganze Bandbreite möglicher Reaktionen zeigt. Selbst die Bandenwerbung verweist auf „Liebscher- Systeme“. Nur zwei Figuren sind hier eindeutig nicht Martin Liebscher: eine Frau und ein Baby am Spielfeldrand sind
mit sich selbst beschäftigt, und zeigen kein Interesse am Geschehen. Es handelt sich um die Familie des Künstlers, und es scheint als durchbräche hier die Realität seine künstlerischen Allmacht-Fantasie. Aber der vermeintliche Fehler ist natürlich ebenfalls Teil der künstlerischen Inszenierung, im Bild, wie außerhalb.

in: Fail Early and Often, Walldorf 2017